Street Art, Graffiti & Co – illegale Schmiererei oder anerkannte Kunst?
Auf Hauswänden, Zügen oder in der Stadt – überall sehen wir tagtäglich Graffiti und Street Art. Doch handelt es sich hierbei um eine sinnlose, illegale Schmiererei oder kann man doch von Kunst reden?
Hierbei gehen die Meinungen der Bevölkerung auseinander, gerade weil viele den Unterschied zwischen Graffiti und Street Art nicht kennen. Doch was ist das überhaupt?
Bei Graffiti handelt es sich um eine Kunst, die auf verschiedene Arten ausgeübt werden kann. Die Standartgraffitikunst ist das Sprayen, es gibt allerdings auch Taggen, Sticker, etc. die ebenfalls Teil dieser Kunstart sind.
Graffiti-Ausstellung Kunstmuseum Stuttgart
(Secret Walls Gallery)
Entstanden ist Graffiti circa in den 1970ern und hat ihren Ursprung in Gangs (z.B. in New Year, Brooklyn, etc.), also aus unteren sozialen Schichten. Die bekanntesten Sprayer kommen aus der USA, da Graffiti ursprünglich in Amerika populär wurde. Ein Beispiel für einen bekannten Graffitikünstler ist „Silk“. Ein Beispiel aus dem Deutschen Raum ist die „1UP Crew“. Die Graffitikunst entwickelt sich je nach Land unterschiedlich, da die Begeisterung der Bevölkerung variiert. Ein weiterer Grund hierfür ist die Tatsache, dass Graffiti weitgehend illegal ist. Dazu zählt das Verbot von Sprayen auf Privatbesitz und staatlichen Besitz. Das bedeutet, dass es so gut wie nirgendwo legal ist, es sei denn es steht eine ausgewiesene Erlaubnis an diesem Ort zu Sprayen. Das macht es auch interessant für die Graffitikünstler, da sie neben dem Adrenalinkick auch einen Wiedererkennungswert haben, ihr Revier markieren können und Graffiti für sie eine bestimmte Ästhetik ausdrückt. Hierbei muss man beachten, dass beispielsweise politische Statements keine Graffitikunst darstellen, was von vielen Menschen so gesehen wird und von diesen Personen Graffiti aufgrund dessen nicht als Kunst angesehen werden kann.
Street Art
Eine Weiterentwicklung vom klassischen American Graffiti ist die Street Art. Sie findet ihren Ursprung in New York, hat jedoch kein exaktes Entstehungsdatum. Auch Street Art entwickelt sich in verschiedenen Städten unterschiedlich schnell und wird gemalt je nach Gefühlssituation. Diese Kunst Art ist auch in den sozialen Medien vertreten, beispielsweise in dem früheren Street-Art-Magazine wie Backspin. Jedoch herrscht eine große Anonymität der Künstler, denn es werden keine echten Namen, sondern Künstlernahmen wie Banksy verwendet. Wie beim Graffiti gibt es sehr viele unterschiedliche Techniken: Urban Knitting, zum Beispiel, befasst sich mit dem Bekleben von Gegenständen.
Eine weitere Technik ist das Adbusting, wobei meist Werbeplakate beklebt werden, wodurch sich der Sinn besagter Anzeigen verändert. Auch Kacheln ist eine Technik: Hierbei werden auf Keramikfliesen Motive gedruckt.
Die Beweggründe für Street Art sind beispielsweise das Verschönern der Umgebung durch Bilder die auf der Straße gesehen werden. Auch Kinder sollen auf diese Kultur aufmerksam gemacht werden. Zu den Zielen der Graffitikünstler gehört ebenfalls die Aufmerksamkeit und das Bekanntwerden durch das Aufpeppen der Umgebung.
Doch nun stellt sich die Frage, die bereits zu Beginn des Artikels aufgeworfen wurde: Handelt es sich bei Graffiti und Street Art um dasselbe in Grün? Die Antwort ist einfach: Jein!
Es gibt sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede:
Die beiden Kunstarten ähneln sich beispielsweise in den verschiedenen Techniken. Sowohl bei Graffiti als auch bei Street Art wird beispielsweise mit Stickern gearbeitet. Auch in Bezug auf Entstehung bzw. Entwicklung ähneln sie sich. Die Ursache hierfür ist, dass Street Art auf der Graffitibewegung heraus entstanden ist. Die unterschiedliche Verbreitung und die große Szene in der USA ist ebenfalls bei beiden gleich. Dadurch, dass der Fokus auf dem Werk liegen soll, herrscht bei beiden Arten eine große Anonymität der Künstler.
Doch es handelt sich bei beiden Formen der Kunst nicht um dasselbe, was anhand von folgenden Unterschieden festgestellt werden kann:
Wie das Hamburger Abendblatt schreibt, wird Street Art in der Kunstszene anerkannt und im Gegensatz zu Graffiti nicht als Schmiererei gesehen. Auch die Beweggründe und Bedeutung sind unterschiedlich: Während Graffiti aufgrund ihrer Ursprünglichen Verwendung in Gangs auf Reviermarkierung abzielt, versucht Street Art gezielt die Umgebung zu verschönern. Hierfür wird bei Street Art hauptsächlich mit Schablonen gearbeitet, während Graffiti eine Dosenkunst aus freier Hand ist.
Auch in der eigenen Stadt findet man immer wieder sowohl Graffiti als auch Street Art, wenn man mit wachsamem Blick durch die Umgebung läuft. Abgesehen von den illegalen Graffiti, die beispielsweise am Ludwigsburger Hauptbahnhof oder an diversen Hauswänden zu sehen sind, gibt es in Stuttgart am Bahnhof eine kleine Graffitiausstellung. Hierbei durften verschiedene Sprayer aus der Umgebung ihre Graffitikunstwerke auf Leinwände sprayen, die letztendlich am Stuttgarter Bahnhof ausgestellt wurden und somit für alle sichtbar sind. Der Hintergedanke dieses Projekts ist eine kleine Verschönerung des Bahnhofs, sowie eine kleine Werbung für eine Ausstellung. (Weiterführender Link )
Das Kunstmuseum Stuttgart stellt auch im Stadtpalais aus: Graffiti im Kessel
Abgesehen von dem Stuttgarter Bahnhofprojekt gibt es kaum Projekte, die die Graffitikünstler in der Umgebung unterstützen, allerdings können sich alle Graffitiinteressierten für einen Graffitiworkshop anmelden. (Weiterführender Link bei Interesse: https://graffiti-stuttgart.de/ )
In Ludwigburg gibt es ebenso ein Projekt, ausgelöst von der Partei der Freien Wähler (FW) welches Wandmalerei, also Street Art, als touristische Aktion in Ludwigsburg fördern will. Sie wollen mehr Kunst in die Stadt holen, sowohl um der Kunst, aber auch um der Touristen willen. Hierfür wollen sie großflächige Malerei auf Häuserfassaden fördern. Hierbei ist jedoch noch nicht geklärt, was welches Kunstwerk zu der Stadt Ludwigburg passt. Die Beweggründe für die Stadt Ludwigsburg sind beispielsweise, dass die Kunst im öffentlichen Raum die Identifikation der Bürger mit ihrem Wohnort stärkt und neue Perspektiven auf das alltägliche Stadtbild entwickelt. Besagtes Kunstwerk soll in die Stadt passen und hierbei entweder als Ergänzung oder als Kontrast zum vorhandenen Barock stehen. Auch hier wird der Ruf von Graffiti mit den Worten „Ich denke aber nicht an Graffiti oder Sachen, die um jeden Preis provozieren wollen“ deutlich. Die Stadt versucht durch großflächige Street-Art-Werke Eindruck zu machen und die Leute, die ins Schloss und ins Blühende Barock kommen, auch in die Stadt zu locken. (Weiterführender Link )
Nach all den bisherigen Erkenntnissen sieht man, dass Street Art und Graffiti nicht nur illegale Schmierereien sind, sondern eine richtige Kunst, die nicht genug anerkannt wird. Durch Förderungen, wie die bereits genannten (Ludwigsburg, Stuttgart) ist es Street-Art und Graffitikünstler ermöglicht worden sich frei zu entfalten und ihre Kunst auf legale Art und Weise auszuüben. Unserer Meinung nach könnte man Künstler durch Projekte mehr unterstützen und hätte somit die Win-Win Situation: Künstler können ihrer Kreativität freien Lauf lassen und die Stadt wird verschönert.
Isabell Erwe und Vanessa Schneider