an unserer Schule / International - Vielfalt

Individualaustausch nach Ecuador? – Vielleicht schon bald zu einer neuen Partnerschule des FSG!

Nationalflagge Ecuadors

Ecuador ist ein im Schulalltag der meisten SchülerInnen des FSG weniger bekanntes Thema. Doch schon bald könnte sich das ändern. Wie bereits letztes Jahr im kleinen Kreis angeboten, aber durch die Pandemie nicht durchführbar, wird voraussichtlich dieses Jahr die Möglichkeit bestehen, über die Stadt Ludwigsburg nach Ecuador zu reisen. In diesem Artikel befassen wir uns mit der Möglichkeit einer ständigen Schulpartnerschaft mit einer ecuadorianischen Schule, die primär einen Kultur- aber auch Individualaustausch einzelner SchülerInnen ermöglichen könnte. Die treibende Kraft hinter der Entstehung dieser Partnerschaft ist dabei Frau Schnürlein-Land.

Ecuador geographische Karte, wiki common

Zunächst einige Informationen zu Ecuador, das als eines der vielfältigsten Länder der Welt hinsichtlich seiner Geo- und Topografie, aber auch wegen den unterschiedlichen Klimazonen sowie seiner zahlreichen Ethnien zählt. Als ehemaliges Reich der Inka wurde der Name an die Gegebenheit, dass der Äquator durch das Land verläuft, angelehnt. Im Nordwesten des südamerikanischen Kontinents gelegen, kann das Land mit der Hauptstadt Quito in vier Areale gegliedert werden. Im Landesinneren an der Grenze zu Peru befindet sich der Oriente, der hauptsächlich vom Regenwald des Amazonasbeckens geprägt ist. Im Nor-den verläuft die Grenze zu Kolumbien. Die Andenregion, die eine vertikale Bande mitten durch das Land zieht, wird als Sierra bezeichnet und besteht aus zwei Gebirgsketten und Hochtälern. In einem solchen Hochtal liegt unter anderem Quito. Das flache Hügelland, das Schwemmland und die Küstenregion befinden sich im Westen und werden unter dem Begriff Costa zusammengefasst. Rund 1000km vor der Küste liegen im Pazifik die Galapagos Inseln, durch welche Ecuador verstärkt ein beliebtes Reiseziel ist. 

Blick über die Hauptstadt: Quito

Aber warum nun Ecuador?

Unserer Stadt Ludwigsburg gelang 2017 eine offizielle Klimapartnerschaft mit der Stadt Ambato, Ecuador, die in einer Anden-Hochebene auf über 2.500 Metern zentral im Land liegt. Diese war durch die dort wohnhaften indigenen Völker und später durch die spanischen Konquistadoren geprägt, bis 1949 ein verheerendes Erdbeben die Überbleibsel dem Erdboden gleich machte. Somit gibt es keinerlei architektonische Sehenswürdigkeiten aus früheren Zeiten, lediglich die neu errichtete Kathedrale. Im Bereich des Sports stechen drei große Fußball-Vereine heraus.

Unter Bemühungen von Honorarkonsul Siegfried Rapp soll nun diese Klimapartnerschaft auf weitere kulturelle Bereiche ausgeweitet werden. Dazu wurde zunächst im Sinne jener das Projekt „1000 Bäume für Ambato, 100 Bienenweiden für Ludwigsburg“ ins Leben gerufen. Konkret bedeutet dies, dass deutsche Teilnehmer mit örtlicher Unterstützung regionale Bäume in der Stadt Ambato pflanzen. Auf der anderen Seite sollen durch die Teilnehmer Flächen für Bienenweiden generiert und betreut werden. Durch den zum Aufbau und Erhalt der Partnerschaft benötigten Kontakt werden Treibhausgase ausgestoßen, weshalb die große Pflanzaktion als Kompensation dient. Mehr zu diesem Projekt, bei dem Sie auch in Ludwigsburg tätig werden können, finden Sie auf der Website von NABU. 

Ein Bericht der LKZ über das Projekt
Bericht der LKZ über die Klimapartnerschaft

Bereits 2019 brach eine Gruppe Projektteilnehmer auf, um neben Kontaktaufbau und kulturellem Austausch auch dieses Ziel zu erarbeiten. Mit einem Fortschritt von 440 Bäumen sollte 2020 eine größtenteils aus Schülern der Ludwigsburger Schulen bestehende Gruppe in den Sommerferien 2020 nach Ambato reisen. Dies wurde durch den überraschenden Pandemieausbruch letztes Jahr jedoch stark beeinträchtigt, weshalb eine Verschiebung auf 2021 nötig war. Mit der Klimapartnerschaft im Vordergrund, war zunächst ein Besuch in Mindo Lindo geplant und ein anschließender Aufenthalt bei Gastfamilien in Ambato. Letzteres nahm zeitlich den größeren Teil in Anspruch. Hier wäre vormittags die Schule besucht worden und nachmittags wären Bäume gepflanzt worden. Dabei soll durch dieses Projekt Raum für interkulturelle Begegnung der Jugendlichen geschaffen werden. Da dieses Projekt Teilnehmer aus einigen Institutionen in Ludwigsburg für die Ausreise nach Ambato akquiriert, ist die Verbindung zu unserer Schule noch gering. Dabei strebt nun speziell das FSG, unabhängig von der Klimapartnerschaft, nach einer Partnerschule. Dadurch würde SchülerInnen die Möglichkeit für kulturellen Austausch, unter anderem die praktische Anwendung der spanischen Sprache, eröffnet werden und gegebenenfalls könnten Individualaustausche vermittelt werden.  

Logo der Schule La Salle
Logo der Schule La Salle, Ambato

Als eine mögliche Schule wird mit „La Salle“ eine Partnerschaft angestrebt. Jene präsentiert sich als weltoffene und moderne Schule. Neben dem sehr beworbenen Englischunterricht, werden hier ebenfalls moralische Grundsätze gefestigt. Ähnlich unseres Weltethos-Prinzips sollen sie für ein gutes Miteinander und Selbst sorgen. In dieser Sache könnten die beiden Schulgemeinschaften voneinander profitieren. Ein hoher Stellenwert kommt unter anderem auch dem christlichen Glauben zu. Etwas ungewohnter wird es bei der Kleidung der Schüler, da diese, im Gegensatz zu uns, eine Schuluniform tragen müssen. Somit wirken die SchülerInnen für elitär und reif. Einige präsentieren sich so in Werbevideos der Schule, was wiederum durch eine gewisse Weltoffenheit begründet ist. Zudem scheint die Schule sportlich engagiert. Hier hat sich jedoch die weltweite Gesundheitslage schlecht auf die Kommunikation und Kontaktbemühungen ausgewirkt. Nicht im Vordergrund der Bemühungen stehend, eröffnet sich jedoch auch die Möglichkeit für Individualaustausche von SchülerInnen. Diese könnten durch den bestehenden Kontakt der Schulen in einer Partnerschaft leichter und vertrauensvoller arrangiert werden. Da eine weitere Beteiligung der Schule daran vorerst nicht angedacht ist, würden selbige in den Ferien oder etwa nach dem Abschluss stattfinden. Wie schon jetzt einige engagierte SchülerInnen “Brieffreundschaften” mit anderssprachigen SchülerInnen aus der ganzen Welt pflegen, könnte so eine Möglichkeit geschaffen werden, das gelernte in der Praxis zu erproben. Zudem ergäben sich zahlreiche Kooperationsmöglichkeiten, eventuell im künstlerischen, sportlichen oder auch sprachlichen Bereich, die weltliche Kompetenz sowie Horizonterweiterung schaffen würden. Dabei könnten neben sprachlichen auch kulturelle Türen geöffnet werden. Die dortige Kunst, die vor allem auf regionalen Märkten gekauft werden kann, legt beispielweise neue Schwerpunkte, da sie meist einen praktischen Nutzen hat. Dabei wurde ein Großteil der Formen, Figuren und Techniken über Generationen weitergegeben. Die Spiritualität hat auch heute noch einen großen Einfluss. Dies wird auch durch traditionelle Instrumente in der Musik reflektiert. Zuletzt bietet die Natur ungeheure Schätze, die im Rahmen der Partnerschaft zwar schwer zu bergen sind, jedoch nah genug an die SchülerInnen gebracht werden können.

Blick über die Sionalodge, Cuyabeno-Reservat
Blick über die Sionalodge, Cuyabeno-Reservat

Ein spannendes und inspirierendes Gebiet Ecuadors, der Regenwald, macht mit einer Fläche von 100.000 km² einen großen Teil des Landes aus. Dabei ist das Klima dort tropisch feucht und sämtliche Flüsse speisen den Amazonas. In dieser Region gibt es einige Naturreservate, wozu auch das Cuyabeno-Reservat zählt. Wie der Name, der für „Land zwischen Wasser“ steht, schon verrät, ist die Landschaft dort vor allem durch die vielverzweigten Flussläufe und Seen geprägt. Dadurch kommt neben anderen Baum- und Straucharten auch die große Orchideenvielfalt zustande. Einige indigene Völker leben im Regenwald des Oriente, wie beispielsweise die Shuar, welche früher als Schrumpfkopfjäger gefürchtet waren. Trotz der eher spärlichen Besiedelung in diesem Gebiet ist dort der Urlaub in Lodges möglich. Ein Beispiel einer im Cuyabeno, im Nordosten des Landes, liegenden Lodge finden sie in den Quellen.

Blick in den andinen Nebelwald
Blick in den andinen Nebelwald

Im andinen Bereich geht der tropische Regenwald in den tropischen Bergnebelwald über. Ganz in der Nähe der großen Städte, wie zum Beispiel Quito, liegt das artenreichste Gebiet Ecuadors mit unzähligen Vogelarten und den dort typischerweise vorkommenden lorbeerblättrigen Bäumen. Die schon als megadivers bezeichnete Zone erstreckt sich rund um die Anden auf Höhen von 900 Metern bis 3.600 Metern, wodurch sich unzählige Habitate und ökologische Zonen ergeben. Dazu kommt das äquatorial bedingt günstige Klima mit ergiebigen und in der Regenzeit täglichen Niederschlägen, die jedoch mit einer Zunahme an Höhe abnehmen. Um diese noch teilweise unerforschte Schönheit zu erleben bietet sich das Naturschutzreservat Mindo Lindo, das 90 Kilometer nordwestlich von Quito am Westabhang der Anden liegt, an. Jenes dient als Ökozentrum und so zur Aufklärung über Naturschutz, sowie als Übernachtungsstätte für Seminarteilnehmer, wie zum Beispiel im Klimapartnerschaftsprogramm. Dabei werden in Workshops unterschiedliche Umweltthemen näher beleuchtet. Ein Projekt ist die Wiederaufforstung der abgeholzten Flächen in dieser Region. Neben einigen Touren durch den Nebelwald werden auch insbesondere Vogelführungen angeboten. 

Letztendlich bin ich der Entwicklung einer Partnerschaft positiv gestimmt, da an dieser beide Schulen mitsamt ihrer SchülerInnen wachsen können. Der Austausch von Wissen, Kultur und Erfahrung ist besonders für mich äußerst wertvoll. Außerdem könnten Schüler so Impressionen eines fernab von uns gelegenen Landes gewinnen, sowie dieses in unterschiedlichen Bereichen unterstützen. Entwicklungspolitische Fragen und der Schutz der Umwelt könnten anlässlich der globalen Situation auch im Vordergrund stehen. Letzteres, wahrscheinlich das Damoklesschwert unserer Zeit, würde so mehr an Bedeutung gewinnen. Denn trotz der wundervollen Natur macht hier die Wirtschaft keinen Halt. So ist auch Ecuador von Ausbeutung von Bodenschätzen sowie Abholzung betroffen. Hier bestünde die Chance mit äquivalenten Projekten zu dem der Klimapartnerschaft Natur zu erhalten und zurückzugewinnen. Schlussendlich bleibt es jedoch aufgrund der momentanen globalen Pandemieentwicklung unsicher, inwieweit ein solches Unterfangen etabliert werden kann. Des Weiteren muss auch das Interesse der Schulen und deren Kompatibilität betrachtet werden. Jedoch gäbe es neben „La Salle“ noch weitere eventuelle Kandidaten. Obwohl ich die Schule dieses Jahr verlassen werde, hoffe ich das Beste für euch und eure vielleicht schon baldigen Freunde aus Südamerika!

Der Boss
Niclas Löschner
Autor

Falls ihr nun noch mehr zum Thema Ecuador und Reisen hören wollt, helfen euch folgende Quellen hoffentlich weiter:

Bildquellen: