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Día de Muertos

Bruno Barth (Kursstufe) berichtet über den mexikanischen Totentag, den er von seiner Familie mit mexikanischen Wurzeln her kennt.  Die  Unesco hat den Feiertag zu den „Meisterwerken des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit“ aufgenommen.

Der Día de Muertos (Tag der Toten) ist einer der wichtigsten mexikanischen Feiertage. Es ist keine Trauerveranstaltung, sondern ein buntes und fröhliches Volksfest zu Ehren der Toten. Gefeiert wird vom Vorabend von Allerheiligen (31. Oktober) bis zum Gedächtnis Allerseelen am 2. November.

Nach altem mexikanischem Glauben kehren die Seelen der Verstorbenen an diesen Tagen aus dem Jenseits zu den Familien zurück zu Besuch,  feiern gemeinsam mit den Lebenden ein fröhliches Wiedersehen mit Musik, Tanz und gutem Essen. Im Azteken-Kalender fiel dieses Ritual ungefähr auf Ende Juli-Anfang August, aber in der Zeit der Conquista wurde es von den spanischen Priestern verschoben, damit es mit dem Christlichen Feiertage Allerseelen und Allerheiligen übereinstimmte. Prähispanische Traditionen und Katholische Glauben verschmelzen miteinander in diesem Ritual.

„Wenn wir sterben, sterben wir nicht wirklich- da wir leben.

Das macht uns glücklich für Künftiges“

Nezahualcoyotl, der Köningspoet, 1325

Der spielerische Umgang der Mexikaner mit dem Tod wirkt auf westliche Kulturen befremdlich, da der Tod dort nicht tabuisiert wird. Er wird als etwas betrachtet, vor dem man sich nicht zu fürchten braucht, dem man mit Humor begegnen kann. Der Tod ist gegenwärtig und ein Teil des Lebens. Besonders deutlich wird das in der Zeit rund um die Día de Muertos, wenn in Straßen und Geschäften die Calaveras (Skelette aus Pappmaché, Gips oder Zucker) in allen möglichen Alltagssituationen dargestellt werden.

Die vorspanischen Kulturen hatten eine andere Auffassung vom Tod als die Europäer. Er wurde nicht als ein Ende betrachtet, sondern als Anfang eines neuen Lebens. Das Leben selbst war nur eine Übergangsphase zwischen verschiedenen Daseinsformen. Der Tod war die natürliche Folge des Lebens, sowohl für die Azteken wie auch für die Maya und für die anderen Völkern, die in dem Territorium lebten, das heute Mexiko heißt.

Ein Merkmal dieses Fest sind die „Ofrendas“, traditionelle Totenaltäre oder Gabentische. Diese werden in den Häusern und auch auf öffentlichen Plätzen vorbereitet. Auf den Gabentischen der Ofrendas findet die Seele der Verstorbenen, was er oder sie am Leben erfreut hatte. Das Lieblingsessen und Getränke sind da, Zigaretten und ein Musikinstrument, wenn er oder sie eins gespielt hat. Auch Kerzen, Fotos der Verstorbenen, Weihrauch und Blumen sind da, vor allem eine intensiv duftende gelbe Blume, der „Cempasúchil“.  Die Toten sollen sich nach ihrer langen Reise aus dem Totenreich stärken. Wasser auf einer Ofrenda ist wichtig, weil die Seelen nach ihrer lange Reise Durst haben und das Wasser reinigt sie vom Staub des Weges. Das Pan de Muerto, das Totenbrot ist auch sehr wichtig.

In dieser Zeit produzieren die Konditoreien die „Calaveras de Dulce“, Totenköpfchen aus Zucker oder Schokolade, die die Namen der Toten auf der Stirn tragen. Die werden auch in die „Ofrendas“ dargestellt.

Die Lebenden schenken einander Totenköpfe aus Zuckerguss, die den Namen des Beschenkten auf der Stirn tragen, um die Liebe oder die Freundschaft über den Tod hinaus zu halten.

Der Weihrauch in der Ofrenda duftet so intensiv, dass er die Seele erreicht und ihr mitteilt, dass ihr Fest vorbereitet ist. Das Licht der Kerzen soll den Weg nach Hause beleuchten und es gibt Leute, die einen Weg aus Cempasúchilblättern vom Friedhof bis zu Hause machen, um die Seele der Verstorbener zu führen.

(Cempasúchilblättern)

Manche sehr traditionelle Familien warten die ganze Nacht auf der 2. November auf den Friedhöfen. Sie essen, beten und feiern. Die bekanntesten Friedhöfe sind Mixquic, südlich von Mexiko City und Janitzio, im Bundesstadt Michoacan. Tausende Leute aus Mexiko und andere Länder kommen zu diese Orte jedes Jahr um das Fest mitzuerleben.

Auf den Friedhof werden die Gräber herausgeputzt und mit Kerzen und „Cempasúchil“ dekoriert. In jedem Friedhof gibt es mehrere Musikkapellen oder Mariachi-Gruppen die die Lieblingslieder der Verstorbenen singen. Um Mitternacht ist für die Verstorbenen die Zeit gekommen, wieder ins Jenseits zurückzukehren. Das Fest ist zu Ende, bis die Toten im nächsten Jahr wieder zum nächsten Feiertag zu Besuch kommen.

Bruno Barth

Startbild: creative common wikipedia, weitere Fotos creative commons ausgewählt von B.Barth